19. November 2020

Nicht nur in der Krise werden die Wirtschaft und das Bildungssystem gleichermaßen auf die Probe gestellt. Ein besonders großer Kritikpunkt, der bereits vor der Pandemie immer wieder diskutiert wurde, ist der Digitalisierungsfortschritt an Schulen. Jedoch rückte das Thema in Zeiten von Home-Schooling und Co. immer wieder in den Vordergrund. Sind die Schulen dafür ausreichend ausgestattet, um einen Großteil ihres Unterrichts überhaupt über das Internet abhalten zu können? Fragen wie diese wurden in den letzten Monaten beantwortet.

Probe aufs Exempel
Die Corona-Krise stellte die Landesregierung bereits in den ersten Monaten der Krise vor eine große Herausforderung. Zur Eindämmung der Pandemie sollten Einschränkungen des öffentlichen Lebens in Kauf genommen werden. Allerdings wurden dafür nicht nur Geschäfte und Restaurants geschlossen, auch die Schulen des Landes durften ihren normalen Betrieb nicht mehr wie gewohnt fortführen. Das stellte besonders Schüler, Lehrer und das Schulministerium vor eine große Hürde, da ein gänzlicher Ausfall des Unterrichts nicht vertretbar war.

Es sollte für Schüler und Lehrer weiterhin die Möglichkeit bestehen, dem Lehrplan zu folgen – auch außerhalb des eigentlichen Schulgebäudes, mit Hilfe des World Wide Web. Durch die Möglichkeit, per Videoübertragung zwischen Lehrer und Klasse aus der Ferne in den Dialog zu treten, sowie durch die Unterstützung anderer Tools, sollte es weitergehen. Collaboration-Plattformen, wie zum Beispiel Zoom, Microsoft Teams oder Cisco WebEx entwickelten sich schnell zu essenziellen Kommunikationskanälen. Die Integration dieser Plattformen in den Schulalltag erfolgte in dieser kurzen Zeitspanne jedoch mehr schlecht als recht.

Öffentliche Schulen waren auf die Herausforderungen der Corona-Krise schlichtweg nicht vorbereitet, da der Digitalisierungsfortschritt bereits im Vorfeld nur sehr langsam verfolgt wurde. Deshalb landeten viele Schüler und Lehrer unverhofft in einer völlig neuen, ungewohnten Situation. Dazu gesellte sich ein Mangel an zur Verfügung stehenden Endgeräten – bei Schülern und Lehrkräften gleichermaßen – und häufig eine fehlende Fachkompetenz der Bildungseinrichtungen.

Kritik seitens der Schüler, Lehrer und Eltern
Einer Umfrage der Statista GmbH zufolge werden die Probleme an Bildungseinrichtungen, trotz umfangreicher Lösungsansätze, zunehmend negativ bewertet. Bereits zu Beginn der Pandemie wurden rund 500 Schülerinnen und Schüler im Alter von 14-19 Jahren an weiterführenden Schulen über ihre Meinung der aktuellen Bildungssituation in Bezug auf den Online-Unterricht befragt. Rund 59 Prozent der Befragten gaben an, dass der Einsatz digitaler Medien bereits im normalen Unterricht mangelhaft sei oder gänzlich fehle. Die unzureichende technische Ausstattung der Schulen war ebenso ein großer Kritikpunkt der Probanden. Laut diesen sollte besonders die Digitalisierung und damit zusammenhängende Ressourcen im Vordergrund stehen und an Schulen gefördert werden. Bei einer anderen, ebenfalls auf Statista veröffentlichten Studie zum Thema Lehrinhalte, waren 74 Prozent der Befragten Lehrkräfte der Meinung, dass besonders rechtliche Grundlagen im Umgang mit dem Internet nur vermindert vermittelt würden. In einer Bitkom-Studie bewerteten Eltern zudem die Vorbereitung der Schulen für die „Aufrechterhaltung des Unterrichts auch bei Schulschließung“ bei einem möglichen erneuten Lockdown als mangelhaft.

Chancen der Digitalisierung in Schulen nutzen
Die Anlaufschwierigkeiten des Digitalisierungsfortschritts an Schulen bieten eine gute Grundlage, um sich den Problemen der nahen Zukunft bzw. Gegenwart anzunehmen und diese mit gewinnbringenden Lösungen für alle Seiten zu behandeln. Viele Hindernisse, die vor allem durch die Krise klar wurden, lassen sich laut einer repräsentativen Umfrage von über 1.000 Personen ab 16 Jahren, darunter 269 Eltern schulpflichtiger Kinder, durch:

  • technisches Aufstocken von Schulen,
  • eine schnelle Internetanbindung an Schulen,
  • die Modernisierung von Lernmittel und Lehrplänen
  • sowie die Weiterbildung und technische Ausstattung der Lehrkräfte auflösen.

Die Idee hinter Schule 2.0 birgt viele Vorteile und würde von Schülern, Eltern und Lehrern gleichermaßen begrüßt.

Die Corona-Krise hat den Digitalisierungsdruck auf Schulen zunehmend verstärkt. Die nächsten Wochen und Monate werden zeigen, ob die Verlagerung ins „digitale Klassenzimmer“ bei einem erneuten Lockdown von Schulen glückt und die Digitalisierung an deutschen Schulen vorankommt.