04. April 2022

Erst kürzlich kursierte ein Video im Netz, in dem der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj seine Kapitulation bekannt gab  – eine Fälschung. Die Manipulation von Medien, die lange Zeit technisch versierten Personen vorbehalten war, ist heutzutage mittels modernster KI-Software durch jeden möglich. Das Stichwort lautet Deep Fakes. Können wir unseren Augen und Ohren noch trauen?

Was sind Deep Fakes?

Deep Fakes sind täuschend echt wirkende, manipulierte Bild-, Audio- oder auch Videoaufnahmen, die mit Hilfe von künstlicher Intelligenz erzeugt werden (bundesregierung.de). Der Begriff Deep Fake setzt sich aus Deep Learning und Fake zusammen. Beim Deep Learning, einer Form des Machine Learning, eignet sich eine KI-Software visuelle und auditive Merkmale eines Zielsubjekts, beispielsweise einer Person, an und überträgt diese auf ein an anderes Subjekt. Die Künstliche Intelligenz ist zudem in der Lage, Unstimmigkeiten in der Übertragung zu erkennen und diese zu optimieren. So können beinahe perfekte Videos erstellt werden, in denen Personen etwas sagen, was sie nie ausgesprochen haben. Umso mehr Videomaterial von einem Zielsubjekt vorhanden ist, desto besser funktioniert die Fälschung.

Wo kommen Deep Fakes zum Einsatz?

Wie im anfangs erwähnten Beispiel kann mittels Deep Fakes einem Staatsoberhaupt oder anderen politischen Gruppen Worte in den Mund gelegt werden und diese in Form von manipulierten Videos im Netz verbreitet werden. Aber auch Cyberkriminellen ermöglichen Deep Fakes eine Vielzahl von Betrugsmöglichkeiten. So können sich Kriminelle mittels Stimmumwandlungstechnik als jemand anderes ausgeben und durch die Legitimation mittels Stimmerkennung Geldüberweisungen erschleichen. Die unzähligen Möglichkeiten des Betrugs könnten zudem dazu führen, dass echte Videos als fragwürdig degradiert werden, da nicht mehr zu 100% gesagt werden kann, dass Videoaufnahmen echt sind. Bereits heute werden von bestimmten Gruppen beispielsweise die Mondlandung oder der Holocaust verleugnet.

Die KI-Software bringt aber auch Chancen mit sich. Bereits heute werden Deep Fakes in der Unterhaltungsbranche und im Film eingesetzt. Videoszenen, für die das Drehbuch im Nachgang geändert wurde, müssen nicht mehr nachgedreht werden. Stattdessen können Wortlaute geändert werden. Auch Personen können nachträglich in Filme eingefügt werden – beispielsweise, wenn ein Schauspieler ausfällt und ersetzt werden muss. Zudem kann Personen mit körperlichen Einschränkungen das Sprechen mittels Sprachsynthese, der künstlichen Nachbildung natürlicher Sprache, ermöglicht werden.

Wie kann man sich vor Deep Fakes schützen?

Anomalitäten in den Gesichtszügen, fehlendes Blinzeln oder künstliche Licht-Schatten-Spiele machten die Erkennung der gefälschten Videos früher möglich. Heute hingegen sind Deep Fakes so ausgereift, dass sie durch Laien kaum mehr erkennbar sind. Es gibt aber Software, die sich ebenfalls Maschinelles Lernen zunutze macht, um Videomanipulationen zu erkennen. Diese Tools können beispielsweise die spezielle Kopfhaltung und Mimik eines Subjekts erkennen und dieses Zusammenspiel zu einer Art Fingerabdruck zusammenstellen.

Darüber hinaus empfiehlt sich grundsätzlich, Inhalte im Netz mit einem kritischen Blick zu beleuchten und sich bewusst zu machen, dass Fälschungen von Videos im Internet möglich und vorhanden sind. Ein gesunder Menschenverstand und das Einholen einer zweiten und dritten seriösen Quelle sind gute Möglichkeiten, um sich vor Falschinformationen im Netz zu schützen.

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